Einleitung – Ein Wort, das vage blieb

Kaum ein Begriff wird im Tagesgeschäft wie im Management so oft benutzt und zugleich inhaltlich so vage gelassen wie „Management“. Es gibt viele Führungskräfte, die auf die Frage ihrer Mitarbeitenden „Was ist Management?“ keine klare, überzeugende Antwort geben können. Weil sie sich nicht eingestehen wollen, „Ich weiß es nicht“, tarnen sie ihre Ausweichmanöver als Coaching, stellen Gegenfragen und lassen die anderen selbst grübeln – solche Szenen habe ich oft erlebt.

Ohne eine eigene klare Definition ist Management unmöglich. Schließlich kann niemand eine Tätigkeit ausführen, deren Wesen er nicht versteht.

Leadership mag von Talent oder Charisma geprägt sein, Management ist eine Tätigkeit. Und eine Tätigkeit lässt sich ohne Definition nicht ausführen.

Definition von Management – Alle Aktivitäten zur Zielerreichung

Meine Position ist klar: Management ist, kurz gesagt, die Gesamtheit aller Aktivitäten zur Erreichung eines Zwecks oder Ziels.

Das klingt abstrakt, also zerlege ich die Definition in drei Ebenen:

  • Komponenten justieren: Strukturen, Regeln und Prozesse so gestalten, dass sie das Ziel unterstützen. → Beispielsweise Regeln festlegen, Berichtslayouts bestimmen, Fortschrittskontrollen einführen sowie Aktivitäten zur Zielerreichung entwerfen und umsetzen.
  • Ressourcen steuern: Menschen, Geld, Mittel und Zeit in angemessener Menge und Qualität sichern. → Das umfasst etwa Beschaffung, Qualifizierung, Umverteilung, das Zuweisen von Verantwortlichkeiten oder auch den gezielten Abbau von Ressourcen.
  • Anpassung an die Umwelt: Auf Marktveränderungen, Bedrohungen und Restriktionen reagieren, damit das Ziel dauerhaft erreichbar bleibt. → Dazu zählen externe Stakeholderarbeit, das Wahrnehmen gesellschaftlicher Verantwortung, Risikomanagement, Compliance mit Regulierung und bei Bedarf sogar die Anpassung von Zielwerten.

Kurz gesagt: Wir betrachten die Organisation als System und halten ihre Komponenten und Ressourcen im Einklang mit der Umwelt, um ihren Zweck zu stützen – genau das verstehe ich unter Management.

Ja, dies ist meine persönliche Position. Doch sie deckt sich mit Peter Drucker, der Management als Arbeit und disziplinierte Praxis beschrieben hat.

Letztlich hängt alles im Verantwortungsbereich einer Führungskraft vom Management ab. Das empfand ich schon vor Jahrzehnten unter einem Vorgesetzten, den ich für unfähig hielt, und aktuelle Daten wie Gallups State of the Global Workplace 2025 bestätigen es: Der stärkste Faktor für sinkendes Team-Engagement ist das nachlassende Engagement der Manager.

Unterschied zur Leadership – Die Kraft, das Zielbild zu zeichnen

Was unterscheidet Management also von der oft diskutierten Leadership?

  • Leadership definiert auf Basis des organisationalen Sinns, wohin es gehen soll, und führt zu Ergebnissen. Leitbilder und Prinzipien fokussieren diese Richtung.
  • Management hält die Organisation auf Kurs, indem es Komponenten, Ressourcen und Umweltreaktionen kontinuierlich justiert.

Leadership zeichnet auf der Landkarte das Ziel, das alle anzieht; Management hält das Schiff auf Kurs, bis es dort ankommt. Beide ergänzen sich, aber ihre Rollen sind klar verschieden.

Gewinn und Umwelt – Die Rolle von CSR/ESG

In einer kapitalistischen Gesellschaft besteht der Daseinszweck eines gewinnorientierten Unternehmens darin, dauerhaft Gewinne zu erwirtschaften. Das ist eine triviale Prämisse.

Gleichzeitig gewinnen CSR und ESG an Gewicht.

Wichtig ist: Das sind keine neuen Zwecke.

Ein Unternehmen bleibt ein System in einer Umwelt. Wer CSR oder ESG ignoriert, verspielt Vertrauen, wird reguliert und kritisiert und kann am Ende keine Gewinne mehr erzielen. Daher gehören ESG und CSR als Umweltelemente in den Gegenstandsbereich des Managements. Um die Gewinnabsicht zu sichern, ist Anpassung Pflicht.

Mit anderen Worten: Die Definition von Management ändert sich nicht plötzlich wegen ESG. Parolen über eine „neue Ära des Managements“ sind oberflächlich.

Auch der Gallup-Bericht zeigt, wie Manager unter Druck durch neue Kundenerwartungen, KI- und Digitaltransformation oder flexible Arbeitsformen stehen. ESG und CSR sind genau solche Umweltfaktoren – sie verändern die Definition nicht, sondern bestätigen sie.

Warum Führungskräfte ohne Definition scheitern

Wie sieht das typische Scheitern aus?

Es ist die Führungskraft, die ohne klare Definition von Management in die Position gerät.

Kurzfristige Erfolge sind möglich – durch herausragende Mitarbeitende oder günstige Rahmenbedingungen. Doch das hält nicht. Ändert sich das Umfeld oder verlässt das Team das Unternehmen, bricht alles zusammen.

Das Scheitern ist kein Zufall. Wer Management nicht als Tätigkeit begreift, betreibt keines.

Wie schwer Erfolg ist – Notwendige und hinreichende Bedingungen

Und umgekehrt: Reicht eine Definition, um garantiert erfolgreich zu sein? Nein.

Die Definition zu verstehen und zu praktizieren, ist eine notwendige Bedingung, aber keine hinreichende.

Ressourcenmangel, drastische Umweltwechsel oder politische Zwänge können selbst exzellente Manager scheitern lassen. Management ist eine Tätigkeit, die fortlaufend ausgeübt wird. Trotzdem gibt es Situationen, in denen Ziele unerreichbar bleiben. Wer das verwechselt und an eine Allmachtslehre des Managements glaubt, schadet der Organisation.

Auch Gallup unterstreicht diese Nuance. Manager mit Grundschulung berichten nur halb so oft von aktiver Frustration wie ungeschulte. Wer Coaching erlernt, steigert die eigene Performance um 20 bis 28 Prozent, und kontinuierliche Entwicklung samt Support hebt das Wohlbefinden von Führungskräften um 32 Prozent. Erst Definition + Skillaufbau + Umweltanpassung führen die Organisation in Richtung nachhaltigen Erfolgs.

Management bedeutet Ergebnisverantwortung

Am Ende ist der Maßstab für Management und Leadership simpel: Ergebnisverantwortung.

Bei einem Unternehmen heißt das, dauerhaft Gewinne zu erzielen und die gesetzten Ziele verlässlich zu erreichen – nur daran misst sich gutes Management.

Methoden und Prozesse sind Hilfslinien; entscheidend ist, ob der Zweck erfüllt wurde.

Fazit – Eine Definition haben und die Tätigkeit nicht einstellen

Was ist Management?

Die Antwort lautet: Management ist die Gesamtheit aller Aktivitäten, mit denen wir Ziele erreichen und kontinuierlich Ergebnisse liefern.

  • Wer keine eigene Definition hat, kann nicht managen.
  • Erst dauerhaft erzielte Ergebnisse gelten als „gutes“ Management.
  • Umweltelemente sind keine Ziele, sondern Restriktionen.
  • Ein Allmachtsglaube ans Management ist falsch, doch solange wir die Tätigkeit fortsetzen, gibt es keinen Zustand, in dem Management „unmöglich“ wäre.

Management ist weder Magie noch angeboren. Es ist das fortwährende Tun, eine Organisation als System zu begreifen, sie an die Umwelt anzupassen und den Zweck zu erfüllen. Es gibt kein Patentrezept, aber viele bekannte Methoden. Solange wir das Wesen nicht vergessen, befreien wir die Organisation von der Gefahr zufallsgetriebener, definitionsloser Führung.

FAQ (Häufig gestellte Fragen)

Q: Was ist Management? A: Es umfasst alle Aktivitäten, mit denen ein Team oder eine Organisation Menschen, Ressourcen, Informationen und Prozesse plant, koordiniert und steuert, um Ziele zu erreichen – mehr als nur ein Titel, sondern das Handwerk, dauerhaft Ergebnisse abzusichern.

Q: Worin unterscheidet sich Management von Leadership? A: Leadership legt ein überzeugendes Ziel fest, Management justiert Komponenten und Ressourcen und bewältigt die Umwelt, damit wir dorthin gelangen. Exzellente Führungskräfte beherrschen beides, aber nur eines davon genügt nicht für langfristige Resultate.

Q: Warum scheitern Führungskräfte, die nur den Titel tragen? A: Weil sie die Definition von Management nicht verstehen und Menschen bloß ad hoc anweisen. Kurzfristige Erfolge sind Zufall; sobald die talentierten Mitarbeitenden gehen, fällt alles in sich zusammen.

Q: Woran erkennt man Organisationen ohne funktionierendes Management? A: Typisch sind Erfolge nur solange bestimmte Einzelne bleiben, Serien von Niederlagen nach einem Höhepunkt und Teams, die erschöpft resignieren und kündigen.